Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 60

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 Die deutsche Kaiserzeit 919-1260. Asiens und sodann Rußland und Polen erobernd und verheerend durchzogen, und im Jahre 1241 erschienen mongolische Scharen in Schlesien. Kein deutscher König, kein Reichsheer trat ihnen entgegen. Es war Herzog Heinrich der Fromme von Liegnitz, der mit ihnen auf der „Walstatt" den Kampf aufnahm. Er selbst und die meisten feiner Ritter starben den Heldentod; aber die Mongolen wagten es doch nicht, in das an Gewappneten und an Burgen reiche Deutschland weiter vorzudringen, sondern kehrten um. Jnnocen»Iv. Damals starb Gregor Ix. Ihm folgte als Papst Innocenz Iv., der bisher als Kardinal freundliche Beziehungen mit Friedrich unterhalten hatte, als Papst aber den Kampf gegen ihn fortfetzte und auf einem zu Lyon abgehaltenen Konzil von neuem auf das feierlichste den Bann über ihn aussprach. Jetzt griff die Erhebung auch nach Deutschland hinüber; dort ©esenttintge.wurde in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen ein Gegenkönig aufgestellt; als dieser bald starb, wählte man den Grafen Wilhelm von Holland zum König. Dem Kaiser standen im Kampfe feine Söhne zur Seite, König Konrad Iv. und sein besonders geliebter Sohn, der schöne Enzio. Es war für ihn ein schwerer Schlag, daß Enzio von den Bolognesern gefangen wurde, die ihn bis zu feinem Tode im Kerker gehalten haben. Aber unerschüttert und ungebeugt stand Fried- 1250. rich da, bis er im Jahre 1250 in Apulien starb. Er wurde neben feinem Vater im Dome zu Palermo begraben. Kaisersage. An Friedrich Ii. zunächst knüpfte sich die Sage, er fei nicht ge- storben und werde einst wiederkommen, um ein Reich des Friedens aufzurichten. Erst später wurde sie auf Friedrich Barbarossa übertragen, den man sich in den Tiefen des von Raben umschwärmten Kyffhäufers sitzend dachte, und an den sich die Hoffnung knüpfte auf das einstige Wiedererstehen der alten deutschen Kaiferherrlichkeit. Das Ende der Staufen und das Interregnum. Der Allsgang der Kreuzzüge. Konradiv. § 64. Das Ende der Staufen. Konrad Iv. folgte feinem Batet schon im Jahre 1254 im Tode nach, mit Hinterlassung eines unmündigen Manftcd.sohnes. Da fetzte sich ein anderer Sohn Friedrichs Ii., Manfred, die Krone des unteritalifchen Reichs auf das Haupt und trieb als Vorkämpfer der ghibelliuifchen Partei in Italien die Guelfen und den Papst noch einmal in die Enge. Endlich übertrug der Papst die unteritalifche Krone an Karl von Anjou, den Bruder König Ludwigs des Heiligen von Frankreich; ihm erlag Manfred in der Feldfchlacht und kam selbst um.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 70

1911 - Erfurt : Keyser
— 70 — tfricöricf) und Diezmann auf den Gaffen, bemerkten aber weniger den wackeren Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der damals als erster Hoheuzoller in Erfurt einkehrte, und dessen spätere Nach, kommen besser über Thüringen walten sollten, als der entartete Albrecht es getan hatte. Viele bedeutende Steichserlaffe1) sind auf diesem Reichstage vom König und feinen fürstlichen Ratgebern ausgegangen. Ueberall findet man noch die Pergamente mit dem riesigen Rnndfiegel aus rotem Wachs an bunter Seiden-schnür in den Archiven mit dem Dalum Erfurt. Rudolfs Bild, wie er mit den Reichsinfignien (Abzeichen der königlichen Würde) auf dem Throne fitzt und feines Amtes wartet, ist sauber in das Wachs eingedrückt. Aufenthalt im Kloster und frohe Feste: König Rudolf wohnte im Peterskloster hoch über der Stadt. Hier ließ er zum fröhlichen Gastmahle die Tische im sommerlichen Speifesaal und im Kreuzgang zusammenrücken. Mitunter blieb den Mönchen, wenn hohe Gaste beim König einkehrten, nichts als der Schlaffaal und das Winter-Refektorium (Speifefaal) zur Wohnung übrig. Die Chronik des Klosters meldet von manchem großen Fest-gelage. So veranstaltete der König am Tage nach der Kirchen- weihe von Skt. Peter (Sonntag nach Ostern) feinen Töchtern, der Königin Jutta von Böhmen und der Herzogin von Sachsen, samt ihren Rittern und Edeldamen zwischen den Beeten des Kloster-gartens, die im ersten Schmucke des Frühlings prangten, allerlei Lustbarkeiten. Am Sonntag nach Pfingsten folgte dann ein Ritter-fest. Zuerst wurde feierlich Messe gehalten, dann schlug Landgraf Albrecht auf dem Petersberge 16 Knappen zu Rittern und im Beisein einer farbenreich geschmückten Ritterfchar gürtete der König den jungen Degen eigenhändig das Schwert um. Am großartigsten fielen die beiden letzten Freudenfeste aus: die Hochzeit der Nichte des Königs, der Gräfin Margarete von Habsburg, mit dem Grafen von Kleve und das prunkvolle Mahl, welches Herzog Albrecht von Oestreich, König Rudolfs Sohn, gab. — Am unvergeßlichsten aber hat sich den Erfurtern für alle Zeiten der luftige Auftritt des Königs als Bierrufer eingeprägt. Rudolf, offenbar ein Freund der schwarzen Schlunze, trat in schlichtem Wams auf die Gasse und rief, den Bierkrng in die Höhe haltend, mit lauter Stimme: „Hol' in, hol' in! ein gut Bier hat Er Sifrid von Bnt-ftefcie2) ufgelau!" Trübe Stunden: Doch gab es für den König auf der freien Höhe des alten Merwigsberges auch manche sorgenvolle Stunde. So erfuhr er, daß fein Sohn, Herzog Rudolf, den er mit Erfolg den Fürsten des Reiches zu feinem Nachfolger vorzuschlagen !) Verleihung der erledigten Ungarnkrone; Entscheidung über Recht und Unrecht durch Waffenkampf der Parteien nur noch bei Hochverrat usw. 2) Ein Biereige — Brauer, das Braurecht haftet auf dem Hause.

3. Deutsche Geschichte - S. 40

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Dir deutsche Kaiserzeit 919 — 1250. noch in der Hand der Griechen, teils von den Arabern erobert war, die von Sizilien aus dorthin gedrungen waren. Aber sein kühner Versuch scheiterte. Niederlage Bei Co tron e erlitt er durch die Araber eine schwere Niederlage; sein Heer L°tr°ne. wurde vernichtet, und er selbst entkam nur mit Mühe, indem er sich ins Meer stürzte und auf ein Schiff rettete. Als er zu einem neuen Feldzuge rüstete, starb er plötzlich in jungen Jahren und wurde zu Rom begraben. ^iool^ § 41- Otto Iii. 983—1002. Ottos Ii. Tod war ein großes Unglück; W-nd-n- denn er hinterließ einen erst dreijährigen Sohn, Otto Iii. Zudem waren auf oufftonö. bje Nachricht von der Schlacht bei Cotrone die Wenden abgefallen, hatten die deutschen Burgen rechts der Elbe gebrochen und die christlichen Kirchen zerstört. Unter diesen Umständen war es eine schwere Ausgabe, die Regierung zu führen; sie fiel zuerst Ottos hochgebildeter und kluger Mutter Theo-phano und nach ihrem Tode seiner Großmutter Adelheid zu, die sich dabei auf den Beistand mehrerer Bischöfe stützten. Unter ihrem Einfluß wuchs der junge, begabte König heran; er erfüllte sich mit tiefer Frömmigkeit und erwarb sich zugleich ein hohes Maß von Kenntnissen und Bildung. Während er sich zeitweise in frommer Demut harten Bußübungen hingab, Äs. h^g er andrerseits dem ehrgeizigen Traume eines märchenhaften Weltreichs nach, das er von Rom aus zu beherrschen gedachte; nach Italien verlangte er zu ziehen; die „sächsische Roheit" war ihm verhaßt. Als sechzehnjähriger Jüngling zog er über die Alpen. In Rom nahm er seine Residenz und erbaute sich einen Palast, wo er, von glänzender Pracht umgeben, waltete. Nach Deutschland zurückgekehrt, wallsahrtete der schwärmerisch fromme Kaiser nach Gnesen in Polen, wo sich das Grab seines Freundes Adalbert von Prag befand, der vor kurzem durch die heidnischen Preußen den Märtyrertod gefunden hatte; dann begab er sich nach Aachen, wo er das Grab Karls des Großen öffnen ließ. Darauf zog er wieder nach Italien und Rom. Aber ein Aufstand der Römer vertrieb ihn aus der Stadt, die Oiior in. er zu seiner Residenz erkoren hatte, und plötzlich verschied er in einer Burg 1002. der Campagna. Seine Leiche wurde von den Seinen, die sich durch das im Aufruhr begriffene Italien mit dem Schwerte den Weg bahnen mußten, nach Deutschland geführt und in Aachen beigesetzt. 1(i024i8 ^ ^ Heinrich Ii. 1002 —1024. Auf diesen phantastischsten aller deutschen Könige folgte ein Herrscher, der ruhig und vorsichtig zu erwägen, aber an seinen Plänen mit Zähigkeit festzuhalten pflegte, Heinrich Ii., bisher Herzog von Bayern, der Enkel Heinrichs, des Bruders Ottos des Großen. Er hat in schwerer und andauernder Arbeit die gestörte Ordnung in Deutschland und Italien wieder herstellen müssen.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 240

1902 - Karlsruhe : Lang
— 240 — -Lsls El^aß war unter Heinrich I. mit Schwaben vereinigt worden, und beide Länder bildeten Don da an das Herzogtum Alemannien. 2. Bischof Werner von Straßburg. Tie Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Geschlechte fanden eine feste Stütze an den Bischöfen des Reiches, deren Macht sie nach Kräften mehrten, um gegen die aufstrebenden Herzoge ein Gegengewicht zu haben. Solch ein reichstreuer, kaiserlich gesinnter Bischof war Werner von Straßburg, der sein Geschlecht auf Herzog (Sticho zurückführte. Er hatte einen Bruder, namens Ratbod. Als Werner Bifchos von Straßburg geworden, zog Ratbod gegen Süden und kam in den Aargau. Er hatte von seinem Bruder eine Menge Gold erhalten, um damit eine Burg zu erbauen. Doch^an den Burgbau dachte er zunächst nicht, gab vielmehr Feste auf Feste und erwarb sich durch seine Freigebigkeit Freunde und Bundesgenossen. Einst war er auf der Jagd, und sein Habicht flog aus einen steilen Felsen. Rasch entschlossen kletterte Ratbod ihm nach auf die höchste Spitze, um den wertvollen Vogel zu holen. Ta sah er die günstige Lage des Felsens und begann hier eine Burg zu bauen, die er Habichtsburg oder Habsburg nannte. Roch heute regieren seine Nachkommen, die Habsburger, im österreichischen Kaiserstaate. Als der Ban beendigt war, lud er seinen Bruder ein, das <yejt der Einweihung feierlich mit ihm zu begehen. Werner kam. Wie erstaunte er aber, als er nur eine kleine, enge Burg fand! Wohin war das viele Geld gekommen, das er zum Baue gegeben hatte! Mit solchen Gedanken war er beschäftigt, als er am Festtage in früher Morgenstunde aus dem kleinen Fenster in die herrliche, weite Gegend hinausschaute. Ta sah er ans einmal von allen Seiten ganze Scharen gewappneter Männer und mit ihnen ein stattliches Gefolge von Frauen und Töchtern herankommen. Was sollte daraus werden, wenn die Mannen die Burg belagerten, in der gar wenig Vorrat an Speise und Trank zu finden war! Ratbod sah die ängstliche Stirne seines Bruders, trat zu ihm und sprach: „Mein lieber Herr Bruder, nur keine Sorgen! Das sind alles meine Freunde aus der Gegend, die heute mit uns den Tag festlich begehen. Mit dem Gelde, das ihr mir schicktet, habe ich sie geworben." Darüber freute sich der Bischof, und die Freude wurde noch viel größer, als die Kriegsleute in die Burg herauskamen, um dem Bifchof und feiner Familie den Eid der Treue zu schworen.*) Werner und Ratbod hatten diese treuen Bundesgenossen auch bald nötig. König Rudolf von Burgund, der keine Kinder hatte, *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Habsbnrgs Mauern.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 49

1902 - Karlsruhe : Lang
— 49 — gewesen und hatte ihm den Ritterschlag erteilt. Von ihm erhielt auch Rudolf das Amt eines kaiserlichen Landgrafen*) im Elsaß.- Er war ein tapferer und erfahrener Kriegsmann und besonders ausgezeichnet durch Klugheit, Frömmigkeit und Leutseligkeit. Erzbischof Werner von Mainz versammelte die vornehmsten Fürsten des Reiches zu Frankfurt und hielt mit ihnen Rat, wie der Not des Reiches abgeholfen werden könne. Er schlug ihnen vor, den Grafen Rudolf vou Habsburg zum deutschen König und Kaiser zu wählen; denn er hatte seinen ritterlichen Sinn Persönlich kennen gelernt. Früher unternahm er nämlich einmal eine Reife nach Rom. Der Weg über die Alpen war wegen der vielen Räuber unsicher. Rudolf gab deshalb dem Erzbischof sicheres Geleite von Straßburg aus bis an die Alpen und von da wieder zurück. Beim Abschiede sprach dieser zu dem Grasen: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur so lauge, um euch den mir erwiesenen Dienst reichlich belohnen zu können." Zeuge von Rudolfs edler Gesinnung war einstens auch der Kaplan des Erzbischofs. Er mußte einem Sterbenden die Wegzehrung bringen. Sein Weg führte ihn durch einen Wald und über einen angeschwollenen Bach, dessen >Lteg ijtuöolf von Habsburg. die Gewalt des Wassers weggerissen hatte. Schon zog der Priester die Schuhe aus, um das Wasser zu durchwaten. Rudolf, der den Wald jagend durchstreifte, sah die Absicht des Priesters. Eilends sprang er vom Pserde, überließ es dem Geistlichen und bestieg das seines Knappen. Als am andern Morgen der Priester das Pferd dankend wiederbrachte, nahm es Rudolf nicht an. „Das verhüte Gott," sprach er, „daß ich das Roß zum Kamps oder zur *) Landgraf — Statthalter. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 4

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 236

1902 - Karlsruhe : Lang
— 236 — nach Italien gegen die Longobarden aufbrach, sammelte er in -Lchlettstadt den fränkischen Heerbann. Ter fromme Bischof Heddo aus Straßburg, der aus Etichos Geschlecht stammte, ein treuer Freund des Kaisers, begleitete ihn aus seinem italienischen Zuge. Tie Nachkommen Etichos hatten die Herzogswürde nicht mehr iime; denn die Karolinger, besonders Karl der Große, hoben die Herzogtümer auf, teilten die Lande ihres weiten Reiches in Gaue und fetzten Grafen darüber. Tiefe waren kaiserliche Beamte, die in jeder Gefahr treu zu ihrem Herrn und Gebieter standen. In Schlettstadt besaß Karl eine Psalz (Palast), in Colmar war ein königliches Haus, wo Kleidungsstücke und Putzsachen von zahlreichen Arbeitern für den Hof angefertigt wurden. In den dichten Forsten des Wasgaues sagte der Kaiser auf Bären und Auerochsen. In seiner Zeit war das Land schon berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. „Aus den Hügeln prangt die Rebe" — erzählt ein Zeitgenosse — „in den Tälern sind fette Triften; aus den reich gedüngten Feldern wächst Frucht in Menge; dichte Wälder krönen die Berge. Auf dem fischreichen Strome wird vieles nach Franken, Sachsen und Schwaben ausgeführt. Tas Gebirge liefert starke Bäume zum Bau der Paläste und Kirchen und ist für den König ein Jagdrevier, wo der schnelle Hirsch und der Eber gefangen werden. Ein bedeutender Handelsverkehr verfchafft dem Lande beträchtlichen Wohlstand und verhindert, daß die Bewohner in ihrem Überfluß geradezu ersticken." Auch den Aufenthalt in Lothringen liebte der Kaiser. In Diedenhofen besaß er einen prächtigen Meierhof. Ta er um die Verherrlichung des Gottesdienstes eifrig bemüht war, ließ er vom Papst Hadrian zwei geschulte Sänger aus Rom kommen, von denen der eine in der Stadt Metz seinen Wohnsitz erhielt. Jeder, der in einer Schule den Gesang lehren oder an einer Kirche Vorsänger-werden wollte, mußte sich von diesem unterrichten lassen. In Metz wurde die Gesangeskunst so gefördert, daß sich die unter Chrode-gang schon berühmt gewordenen kirchlichen Anstalten nun weiterhin eines hohen Rufes erfreuten. Aber auch traurige Erinnerungen knüpften sich für Karl den Großen an Lothringen. In Diedenhofen entriß ihm der Tod seine Gemahlin Hildegard, die zu Metz im Kloster St. Arnulf ihre Ruhestätte saud. Nach dem Tode Karls des Großen ging das Reich rasch seinem Untergange entgegen. Wie die Söhne Ludwigs des Frommen bei Colmar ihrem Vater gegenüberstanden, wie Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle zu Straßburg die Eide schwuren, und wie das Reich durch die Verträge zu Verdun und zu Merlen geteilt wurde, ist schon erzählt worden.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 293

1902 - Karlsruhe : Lang
— 293 - 5. Wo des Perkunos Steine ragen, Von Urwaldfichten schwarz umsäumt, Wo wilde Steppenhengste jagen Und im Gestrüpp der Rohrwolf heult — 6. Dort, statt am Jordan zu vergeuden Des Ritters Mut, des Bauers Kraft, Tort sollt ihr fechten, dann und reuten Mit Axt und Grabscheit, Schwert und Schaft. 7. Auf! rasche Franken, zähe Sachsen. Ihr Schwaben klug, ihr Bayern stark: Gen Preußenland! aus Sumpf erwachsen Soll Deutschland eine neue Mark! 8. Gen Preußenland! Brecht, stet im Siegen, Mit Schwert und Pflug die Wege klar, Und hoch ob euren Häuptern fliegen Prophetisch soll des Reiches Aar. Kaiser Uudolf. 1. Einst saß der Kaiser Rudolf im hohen Herrschersaal, Und vor den Pforten standen die Wächter allzumal. 2. Da kam im Bettlerkleide, gebeugt, ein greiser Mann, Ser rief die stolzen Söldner um Einlaß flehend an. 3. Er sprach mit trübem Blicke: „Verletzet ward mein Recht Sem Kaiser laßt mich's klagen, der Kaiser ist gerecht." 4. Ta wiesen ihn die Schranzen zurück mit schnödem Wort: „Heb dich von hinnen, Alter! dein Glücksstern weilt nicht dort. 5. Heb dich von hinnen, Alter; der Kaiser hat nicht Zeit, Daß er mit Bettlern rechte und schlichte ihren Streit." 6. Herr Rudolf, der's vernommen, rief: „Laßt den Alten ein, Bin ich denn darum Kaiser, verschlossen stets zu sein? 7. Was meiner Krone eigen, so weit das deutsche Reich, So viel sind meiner Kinder und eins dem andern gleich. 8. Und wer nach mir begehret, den führt zu mir herein: x'd) will ein lieber Vater, kein stolzer Herrscher sein." Friedrich Otte. Kaiser Rudolfs *titt jum Grabe. 1. Aus der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach. Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Spielend das gewohnte Schach.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 94

1906 - München : Oldenbourg
94 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Vom Kloster aus spannen sich diese Fertigkeiten hinüber nach den Hütten der Bauern, nach den Häusern der Bürger in den Märkten und erweckten dort regen Siun und kräftige Betriebsamkeit. Aus dem Kloster Rottenbuch, wo schon um das Jahr 1111 die Holzschnitzerei heimisch war, ist diese Kunst nach Oberammergau verpflanzt worden; in Wessobrunn erblühte während des 18. Jahrhunderts ein Stamm trefflicher (Stukkaturarbeiter1), nach den napoleoni-schen Kriegen noch über 100 Mann zählend, der seine Angehörigen bis nach Frankreich und Rußland sandte und dessen geradezu virtuose Leistungen in der Kirche zu Ettal ungeteilte Bewunderung erregen. In solchen Streiflichtern auf die Kulturgeschichte des Pfaffenwinkels erging sich das Gespräch, als wir am schweren Holztische des Wirtshauses das schäumende Bier von Ettal uns trefflich munden ließen. Spät nachts bin ich dann noch hinaus ins Freie getreten. Mir gegen- über stiegen die mächtigen Mauern des ehemaligen Klosters schweigend empor, mildträumerisches Mondlicht umspielte die feinen Umrisse der hochgewölbten Kirchenkuppel und zitterte auf den glänzenden Flächen der Kupferbedachung, in dunklem Zuge griffen die finstern Tannenwälder hinan von der Bergeslehne. Ein unbeschreiblicher und unergründlicher Friede waltete über dem weltvergessenen Landschaftsbilde, ein wundersamer Reiz, der die Gedanken mit leisem Znge zurückträgt in längst vergangene Zeiten. Und so erinnerungsreich, so sagenumflüstert wie Ettal ist sicherlich kein zweiter Fleck im weiten Umkreise unserer bayerischen Berge, es ist eine vielhnudertjährige Geschichte, welche an diesen Mauern mit) au diesen Wäldern haftet. (Sine trotzige Gestalt steht zuerst vor uns, wenn wir Kunde geben von diesen Geschehnissen. Es ist der Welse Ethiko. Weithin herrschte dieses stolze Geschlecht auf seinen freieigenen Gütern im Gaue, es war den Karolingern verschwägert, seit Ludwig der Fromme im Jahre 819 die schöne Jutta, die kuust- und wissenssreudige Welfentochter, sich zur Gattin genommen. Da ließ sich Ethikos Sohn Heinrich um die Besitzungen des Hauses zu mehren herbei dem Kaiser zu Lehen zu gehen. In tiefstem Herzen ergrimmt, daß einer der Seinen zum Vasallen sich erniedrigt, zog sich der alte Welfe in die schauerlich einsamen Öden dieses Tales zurück und lebte hier mit zwölf seiner Genossen in klösterlicher Gemeinschaft. Von diesem Sitze, der wohl noch ein palissadenumfriedeter, nach altgermanischer Weise gefügter Holzban gewesen, soll das ganze Tal seinen Namen erhalten haben — Ethikos'^) Tal, das im *) Die Bedeutung Wessobrunns als Sitz einer hervorragenden Bildhauerund Stu kk at o rs ch u l e ist erst durch neuere Forschungen erhellt worden. Mit reichlichen Aufträgen versehen waren diese geschickten Leute allenthalben in Süddeutschland wie auch in der Schweiz und in Österreich viel beschäftigt und es fällt die Blütezeit dieses Kunstzentrums mit der des Rokoko zusammen. Friedr. v. Thierfch, „Die Baugeschichte des Klosters Ettal." 1899. 8) Andere geben andere Deutungen: Bon Odtal — Tal in der Einöde, £tal = Stätte des Gelöbnisses.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 90

1906 - München : Oldenbourg
90 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Sein kummervolles Antlitz Hob Friederich empor, Er sprach: „Ich bin es, Vetter, Der Land und Leut' verlor. „Ich will vor meine Treuen, Wo meine Banner weh'n, Hintreten und sie mahnen Vom Kampfe abzusteh'n. „Sieh mich bereit dem Szepter Des Reiches zu entsagen, Soll mir noch einmal Freiheit Nach Nacht und Kerker tagen." Ludwig der Bayer reichte Ihm froh die Rechte dar, Die Hostien dann nahmen Sie beide, am Altar. Umarmten sich und schwuren Den Treu- und Friedensbund Im Angesicht des Himmels Und froh mit Herz und Mund. Und frei und ohne Lösgeld Zog Friedrich aus der Haft, Beteuernd, sein Gelöbnis ßu halten auch in Kraft. 21. Deutsche Treue. Don Hermann Lingg.x) (Es waren Kaum vier Monde Verflossen seit dem Tag, Ans Tor der Burg zu München Geschah ein starker Schlag; Der Pförtner hob die Fackel, (Ein Ritter stieg vom Roß Und ging mit raschen Schritten Die Trepp' hinan im Schloß. Und vor den Hocherstaunten, Den Kaiser Ludwig, trat Der Herzog Friedrich sprechend: „Mein Wort ist worden Tat; Den Frieden dir zu bringen Vermocht’ ich nicht derzeit, Aufs neu’ erglühte wieder Der alte, bitt’re Streit. Ich konnte nicht gebieten Dem Sturm, so will ich dein, Wie ich gelobt, auch wieder Ais dein (Befang’ner sein." Da legt ihm auf die Schulter Der König sanft die Hand: „Nein, nicht als mein (Befang’ner, Doch bleib bei mir als Pfand, Ais Pfand der Lieb’ und Treue, Die zwischen uns besteh’n Und nimmermehr soll wanken Und nimmer untergeh’n." An einem Tisch nun saßen Fortan bei jedem Mahl Die Könige und tranken Aus einem Goldpokal. (Es stund in jedes Siegel Des andern Name vor; Die Welt, verwundert, blickte ßu solcher Treu’ empor. Jahrhunderte verflossen -Der Fürsten Biederkeit (Erhebt noch aller Herzen Und strahlt in alle ßeit. 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Don Carl Trautmann.2) Wir sitzen in der traulichen, holzgetüfelten Gaststube des Klosterwirtshauses. Spät am Nachmittage, als die Sonne bereits hinter den grauen x) Ebenda S. 105. 2) Ans „Cberammergau und sein Passionsspiel", Bayerische Bibliothek, 15. Band. S. 1 ff. Bamberg 1890. C. Büchner.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 61

1906 - München : Oldenbourg
16. Der Bamberger Dom. 61 alter kaum gekannt, erfüllte das ganze Abendland. Dieser entlegene Ort an den Grenzen der Slaven kam durch Heinrich ebenso schnell zu Bedeutung wie einst Magdeburg durch Otto den Großen. In allem, was Heinrich für Bamberg tat, stand ihm seine Gemahlin hilfreich zur Seite. Hier, wie in allen Dingen, waren sie beide ein Herz und eine Seele. Kaiserin Kunigunde hat verdient, daß ihr Name mit dem ihres Gatten unzertrennlich verbunden wurde, daß Bamberg ihrer mit gleicher Pietät wie Heinrichs gedenkt. In dem harmonischen Geläute, welches allabendlich in den Straßen und Gärten Bambergs widertönt und fromme Seelen zum Gebete einladet, hallt beider Name und Andenken noch heute fort und wird zu den spätesten Nachkommen gelangen.x) 16. Der Bamberger Dom. Von Hans Probst.* Bevor der Steigerwald mit der Regnitz sich westlich ins Maintal wendet, teilt er sich durch gleichmäßige Taleinfchnitte in schmale Ausläufer, die sich erst sanft znr halben Tiefe senken um dann steiler bis an das Regnitzuser abzufallen. Von unten aus scheinen diese Ausläufer eine Reihe selbständiger Vorhügel. Einer der mittleren trug schon in alter Zeit einen fürstlichen Hof. Einst der Sitz der tapferen Babenberger war er kaiserliches Krongut, bis ihn Otto Ii. seinem Vetter Heinrich dem Zänker als Geschenk überließ. Von da an weilte dieser Bayernherzog oft hier mit seinem Erstgebornen Heinrich, auf dessen Haupt dereinst die Krone der Ottonen übergehen sollte. Diesem war so der Ort teuer durch Erinnerungen der Kindheit. Oft mochten hier den jagdfrohen Jüngling die nahen Wälder locken. Von hier sah er hinab ins breite Regnitztal, das ihn mit dem Süden, mit feinem bayerischen Herzogtum verband, und ins Maintal, das ihm nach Norden wie nach Westen den Weg in die deutschen Lande öffnete. Hier, im Mittelpunkte feines kaiserlichen Machtbereiches, fand er auch Ruhe und heitere Sammlung in dem freien Ausblick; war er doch ein Freund landschaftlicher Schönheit. Die Fluren Italiens zwar fesselten ihn niemals lange; dagegen versichert sein Chronist Thietmar, daß ihn unsere Gefilde, sobald er sie wieder sah, so heiter anlachten. Wie sollten ihn da nicht vor allem die fränkischen Bergzüge anheimeln? Im Osten die lieblich gefchwuugeueu Jurahöhen, nördlich die Ausläufer des Thüringerwaldes und der Haßberge? Nicht führt und gewaltig sind sie, sondern überall freundlich und ebenmäßig; sie umgrenzen das Gesichtsfeld wohltuend, weder beengend noch ins Weite verschwimmend. Zum Erben dieses Lieblingsortes bestimmte der fromme, kinderlose Fürst frühe schon die Kirche und mit königlicher Freigebigkeit förderte er die J) Die beiden großen Domglocken sind Heinrich und Kunigunde getauft.
   bis 10 von 1786 weiter»  »»
1786 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1786 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 10717
1 1874
2 1260
3 3361
4 1962
5 33798
6 702
7 28095
8 1649
9 2497
10 7997
11 1609
12 1278
13 1004
14 1288
15 915
16 7880
17 924
18 3465
19 2926
20 689
21 1736
22 803
23 1023
24 3740
25 678
26 711
27 1753
28 4672
29 1109
30 9743
31 1009
32 1015
33 8489
34 1206
35 353
36 3938
37 56071
38 9541
39 1668
40 524
41 731
42 968
43 5874
44 933
45 8517
46 1786
47 1558
48 1561
49 1181

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 4636
2 3
3 555
4 762
5 298
6 85
7 9309
8 90
9 7800
10 427
11 43
12 114
13 672
14 16
15 58
16 3351
17 14233
18 339
19 247
20 2613
21 239
22 47
23 3817
24 52
25 708
26 467
27 72
28 384
29 33
30 194
31 13
32 439
33 113
34 1111
35 373
36 431
37 12693
38 622
39 1409
40 131
41 2269
42 406
43 2974
44 549
45 1349
46 172
47 9
48 64
49 85
50 17
51 51
52 518
53 265
54 637
55 23
56 9239
57 1380
58 2089
59 914
60 504
61 223
62 18
63 46
64 38
65 2115
66 1549
67 3746
68 4355
69 1000
70 158
71 2603
72 1199
73 3170
74 189
75 642
76 831
77 1786
78 995
79 33
80 737
81 46
82 1953
83 21065
84 52
85 403
86 861
87 753
88 380
89 548
90 439
91 131
92 4425
93 117
94 1726
95 312
96 1130
97 89
98 5336
99 299

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 30
1 6
2 34
3 5
4 34
5 18
6 28
7 4
8 2
9 10
10 240
11 1
12 18
13 26
14 8
15 0
16 78
17 0
18 199
19 87
20 0
21 0
22 0
23 0
24 10
25 33
26 64
27 0
28 4
29 14
30 7
31 19
32 6
33 223
34 11
35 0
36 9
37 0
38 19
39 8
40 12
41 34
42 20
43 14
44 7
45 0
46 9
47 7
48 14
49 9
50 65
51 250
52 6
53 3
54 28
55 45
56 1
57 10
58 7
59 287
60 0
61 11
62 21
63 7
64 152
65 16
66 7
67 0
68 41
69 5
70 52
71 13
72 251
73 1
74 2
75 23
76 0
77 97
78 0
79 21
80 112
81 930
82 12
83 0
84 5
85 1
86 0
87 0
88 11
89 18
90 3
91 34
92 12
93 18
94 9
95 1
96 21
97 513
98 2
99 17
100 295
101 1
102 178
103 3
104 0
105 20
106 32
107 2
108 0
109 0
110 8
111 19
112 142
113 1
114 6
115 1
116 72
117 31
118 131
119 8
120 2
121 113
122 5
123 25
124 15
125 10
126 6
127 24
128 26
129 10
130 10
131 69
132 220
133 11
134 1
135 5
136 42
137 0
138 0
139 7
140 8
141 2
142 122
143 81
144 13
145 31
146 4
147 6
148 24
149 0
150 1
151 110
152 70
153 4
154 9
155 26
156 102
157 43
158 79
159 2
160 0
161 8
162 0
163 0
164 3
165 9
166 73
167 21
168 5
169 98
170 3
171 692
172 12
173 27
174 9
175 68
176 2
177 145
178 0
179 40
180 0
181 0
182 57
183 77
184 0
185 6
186 4
187 16
188 3
189 0
190 2
191 109
192 7
193 0
194 16
195 5
196 88
197 19
198 2
199 5